Zum 1. Juli soll europaweit ein einheitlicher Digitaler-Impfpass genutzt werden. Doch was soll der Pass bringen und welche „Vorteile“ sind damit verbunden?
Nachfolgend die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
In Deutschland sind Feldtests zur Einführung eines digitalen Impfpasses gestartet und werden hierzu in Impfzentren geprüft.
Noch vor den Sommerferien soll der Impfpass angeboten werden. Allerdings beginnen die Sommerferien in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern bereits am 21. Juni und auch in Berlin, Brandenburg sowie Hamburg nur wenige Tage später.
Was soll ein Digitaler-Impfpass bringen?
Es ist unter anderem vorgesehen, dass Bürger:innen nach einer Impfung den Nachweis mithilfe einer App einscannen können. Dieser kann danach etwa bei einer Reise kontrolliert werden. Die EU-Mitgliedsstaaten und das EU-Parlament hatten sich auf ein einheitliches Impfzertifikat geeinigt, das zum 1. Juli eingeführt werden soll.
Das Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg, Holger Rostek, zeigte sich erfreut über den Start der Feldtests. Der Impfpass müsse praxistauglich sein und auch in Hausarztpraxen funktionieren, sagte Rostek. “Wir wollen impfen und kein Bürokratiemonster haben”. Er betonte zudem, dass die App noch nicht zur Verfügung stehe. Er bitte noch um ein wenig Geduld.
Welche Informationen soll das Zertifikat enthalten?
Es soll Auskunft darüber geben, ob ein Mensch das Coronavirus weiterverbreiten kann – oder zumindest darüber, wie wahrscheinlich dies ist.
Neben Informationen über eine etwaige Corona-Impfung soll das Dokument deshalb auch aktuelle Testergebnisse und Angaben über eine überstandene Corona-Erkrankung enthalten. Eine elektronische Plattform der EU stellt sicher, dass die Echtheit europaweit überprüft ist.
Wie soll ein Digitaler-Impfpass aussehen?
Das Zertifikat ist in erster Linie als digitales Dokument gedacht, um es auf Mobilgeräten vorzeigen zu können. Wichtig ist, dass ein QR-Code scannbar ist, um die Echtheit zu prüfen. Das Dokument ist in der jeweiligen Landessprache und auf Englisch ausgestellt. Die geplante deutsche Impfpass-App orientiert sich an diesen Vorgaben. Auch die bereits bestehende Corona-Warnapp wird das Zertifikat nutzen.
Datenschützer übt Kritik
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Versäumnisse bei der Planung des digitalen Impfpasses in Deutschland vorgeworfen. “Die Bundesregierung ist eigentlich dazu verpflichtet, uns frühzeitig zu beteiligen”, sagte Kelber dem Düsseldorfer “Handelsblatt”. Es sei daher unverständlich, dass seiner Behörde bislang noch nicht alle notwendigen Details zu dem Projekt vorlägen.
“Datenschutz am Anfang zu berücksichtigen, ist billiger und geht schneller, als am Ende drauf zu stoßen, dass bei der Entwicklung an einer Stelle falsch abgebogen wurde”, sagte der Bundesdatenschutzbeauftragte. Skeptisch sieht Kelber den Zeitplan Spahns, demzufolge der Pass Ende Juni verfügbar sein soll. “Grundsätzlich ist der Datenschutz nicht der entscheidende zeitkritische Faktor, wenn die Technik von Beginn an richtig aufgesetzt wird”, sagte der Datenschützer. Nachbesserungen seien zum Teil auch im laufenden Betrieb möglich. Er müsse sich aber an Recht und Gesetz halten.
Kommt der digitale Impfpass zu spät?
Anke Domscheit-Berg, die netzpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, hat den geplanten EU-einheitlichen elektronischen Corona-Impfpass als “sinnloses Unterfangen” kritisiert. “Er macht ja nur — wenn überhaupt — sehr früh Sinn”, sagte Domscheit-Berg am Dienstag im ARD-“Morgenmagazin”. Bei einer Einführung des Nachweises “sechs oder acht Wochen zu spät” sei eine Herdenimmunität im Prinzip schon erreicht, womit der eigentliche Zweck des elektronischen Impfpasses entfalle.
Eine Einführung des digitalen Impfnachweises noch vor den Ferien beziehungsweise bis Ende Juni, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der vergangenen Woche in Aussicht stellte, halte sie für unrealistisch. “Das wird ganz sicher nichts werden”, sagte Domscheit-Berg.
Dafür brauche es unter anderem eine einheitliche Praxissoftware, die sich nicht so schnell programmieren lasse.
Doch wie es immer bei der Nutzung von personenbezogenen Daten ist, so ist das erforderliche Maß entscheidend. Insbesondere, wenn es sich dabei um sensible Gesundheitsdaten handelt.
Also lassen Sie sich gut beraten.
1 Kommentar