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Lese­dau­er 6 Minu­ten

Wem Daten­schutz wich­tig ist, der kauft sich ein iPho­ne. Mit die­ser Bot­schaft posi­tio­niert sich Apple seit Mona­ten als Kon­zern, dem die Pri­vat­sphä­re sei­ner Kun­den am Her­zen liegt.

Die Mar­ken­stra­te­gie ver­är­gert aller­dings App­les Nach­barn im Sili­con Val­ley. Die­ser Vor­stoß miss­fällt allen, vor­an Facebook.

Denn das Unter­neh­men von Mark Zucker­berg lebt davon, Daten über Men­schen zu sam­meln, um Wer­bung ziel­ge­rich­tet aus­lie­fern zu können.

Zuletzt sorg­te ein Update für die Betriebs­sys­te­me von iPho­ne und iPad dafür, dass Anwender:innen ner­vi­ges Wer­be-Track­ing unter­bin­den können.

Seit­her lan­den weni­ger Daten bei Unter­neh­men wie Facebook.

Der Social-Media-Kon­zern pro­tes­tier­te hef­tig und lan­cier­te eine mas­si­ve PR-Kam­pa­gne, die sug­ge­rier­te, dass App­les Track­ing vor allem klei­ne Betrie­be tref­fen wür­de. Die­se sei­en näm­lich beson­ders auf den ver­gleichs­wei­se güns­ti­gen Wer­be­ka­nal Face­book angewiesen.

Doch die Pro­tes­te von Face­book und der Wer­be­indus­trie haben Apple nicht zum Ein­len­ken bewegt, ganz im Gegenteil.

Auf der Ent­wick­ler­kon­fe­renz WWDC leg­ten Apple-Chef Tim Cook und sein Team am Diens­tag­abend noch ein­mal nach. Das im Herbst erschei­nen­de Soft­ware-Update iOS 15 für mobi­le Gerä­te bringt wei­te­re Privatsphäre-Funktionen.

So wer­de die E‑Mail-App künf­tig ver­hin­dern, dass Über­wa­chungs­pro­gram­me nach­voll­zie­hen kön­nen, ob jemand eine Mail geöff­net hat oder nicht, teil­te Apple mit.

Auch soll der Apple-Brow­ser Safa­ri künf­tig sei­ne IP-Adres­se im Web ver­schlei­ern kön­nen. Wer alle Netz­ver­bin­dun­gen sei­ner Apps abschir­men möch­te, kann bald auf die Funk­ti­on “Pri­va­te Relay” zurück­grei­fen. Sie ist Teil eines neu­en Abos, das “iCloud+” heißt. Ähn­lich wie bei den Vir­tu­al Pri­va­te Net­works (VPN), die bei vie­len Men­schen beliebt sind, kön­nen Apple-Nutzer:innen sich mit Pri­va­te Relay bei ihren Bewe­gun­gen im Netz anonymisieren.

Im Gegen­satz zu einem klas­si­schen VPN-Dienst kön­nen sie aber kei­nen vir­tu­el­len Stand­ort aus­wäh­len. Einen vir­tu­el­len Stand­ort aus­zu­wäh­len ermög­licht es zum Bei­spiel, von Deutsch­land aus Strea­ming-Inhal­te anschau­en zu kön­nen, die eigent­lich Zuschauer:innen in den USA vor­be­hal­ten sind.

Auch beim daten­hung­ri­gen Ein­satz künst­li­cher Intel­li­genz, den Apple quer durch alle Pro­dukt­grup­pen vor­an­treibt, ver­spricht der Kon­zern Daten­schutz. Für sei­ne maschi­nel­len Lern-Pro­gram­me wür­den Daten nicht an Ser­ver im Irgend­wo über­tra­gen, son­dern lokal auf den Gerä­ten selbst verarbeitet.

Apple bringt mehr Daten­schutz und smar­te Funk­tio­nen für sei­ne Geräte.

Bes­se­re Video­kon­fe­ren­zen oder mit Freun­den Seri­en anschau­en: Apple gibt sei­nen eige­nen Apps mehr sozia­le Funk­tio­nen und will mit mehr Daten­schutz überzeugen.

Apple ist ein Unter­neh­men, das Details viel Auf­merk­sam­keit schenkt. Wenn App­les Soft­ware-Chef Craig Fede­righi wäh­rend der Key­note auf der haus­ei­ge­nen Ent­wick­ler­kon­fe­renz WWDC den Start-Bild­schirm eines iPho­nes oder iPads zeigt, ist dort nie eine Facebook‑, Messenger‑, Whats­app- oder Insta­gram-App zu sehen. Die­se Apps bil­den immer­hin vier der meist­ge­nutz­ten Apps in App­les Betriebs­sys­tem iOS ab.

Alle stam­men aus dem Hau­se Face­book. Face­book ist seit eini­gen Jah­ren der Lieb­lings­ri­va­le des Zwei-Bil­lio­nen-Dol­lar-Kon­zerns aus Cup­er­ti­no. Bis­her strei­ten sich die bei­den Sili­con-Val­ley-Nach­barn um Pri­vat­sphä­re-Regeln auf App­les Gerä­ten, die Face­books Wer­be­ge­schäft ein­schrän­ken. Durch das Update zu iOS 15, das die­sen Herbst kom­men soll, bringt Apple sei­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons-Apps iMes­sa­ge und Face­time für einen direk­ten Angriff auf Face­book in Stellung.

Durch Video­kon­fe­ren­zen mit Freun­den oder die bes­se­re Orga­ni­sa­ti­on der von Freun­den geteil­ten Fotos oder Arti­kel sol­len eini­ge zen­tra­le Face­book-Funk­tio­nen in App­les vor­in­stal­lier­ten Apps mög­lich sein. Spä­tes­tens jetzt ist klar, war­um Face­book-Chef Mark Zucker­berg Apple im Janu­ar als «direk­ten Kon­kur­ren­ten» bezeichnete.

Bei vie­len Funk­tio­nen zieht Apple gera­de erst mit Zoom oder eben Face­books ver­gan­ge­nes Jahr ein­ge­führ­ten «Mes­sen­ger Rooms» gleich. Face­time soll bei­spiels­wei­se Neben­ge­räu­sche oder den Bild­hin­ter­grund aus­blen­den kön­nen. iOS 15 bie­tet auch die Mög­lich­keit, Anru­fe zu pla­nen und Links zu sen­den, mit denen ande­re Nutzer:innen an einem Anruf teil­neh­men kön­nen. Offen­bar sieht sich Apple nun auf Augen­hö­he: erst­mals soll Face­time auch auf Android-Gerä­ten und Win­dows-Rech­nern über das Web ver­füg­bar sein.

Apple ver­stärkt sei­nen Datenschutz.

Doch Apple will auch mit Funk­tio­nen punk­ten, bei denen ver­schie­de­ne Apps pro­blem­los inein­an­der­grei­fen, um gemein­sa­me Erleb­nis­se mög­lich zu machen. Eine neue Share­play-Funk­ti­on auf Face­time soll Nutzer:innen hel­fen, gemein­sam Seri­en anzu­se­hen, Musik zu hören oder auf Apps zuzu­grei­fen. Etwa damit sich ein Nut­zer auf Woh­nungs­su­che gemein­sam mit sei­nen Freun­den durch Lis­ten von Apart­ments in einer Immo­bi­li­en-App scrol­len und sich bera­ten kann. Fotos, Songs oder Pod­casts, die Freun­de mit einem Nut­zer in iMes­sa­ge geteilt haben, tau­chen in iOS 15 in einem «Mit dir geteilt»-Tab in den ent­spre­chen­den Apps auf.

Das sind zwar bei wei­tem nicht alle Funk­tio­nen, die die Face­book-App inzwi­schen anbie­tet, doch Apple posi­tio­niert sich als simp­le Alter­na­ti­ve, bei der die Nut­zer­da­ten sicher sind. Apple ver­stärkt sei­nen Daten­schutz in iOS 15 und iPa­dOS 15 sogar noch durch ein neu­es Menu, das Nutzer:innen detail­liert anzeigt, wel­che Daten Apps von Dritt­an­bie­tern sammeln.

Pas­send zum Daten­schutz-The­ma baut Apple auch sei­ne Abo-Diens­te – seit eini­gen Jah­ren der Hoff­nungs­trä­ger für wei­te­res Umsatz­wachs­tum – wei­ter aus. Abonnent:innen von iCloud+ kön­nen außer Spei­cher­platz die Daten­über­tra­gung mit zusätz­li­cher Ver­schlüs­se­lung buchen.

Die Funk­ti­on «Pri­va­te Relay» soll bes­ser als her­kömm­li­che VPN-Diens­te die über­tra­ge­nen Daten abschir­men. Im Gegen­satz zu einem klas­si­schen VPN-Dienst («Vir­tu­al Pri­va­te Net­work») kön­nen die Kund:innen aber kei­nen vir­tu­el­len Stand­ort aus­wäh­len, um zum Bei­spiel von Euro­pa aus Strea­ming-Inhal­te anschau­en zu kön­nen, die eigent­lich Zuschauer:innen in den USA vor­be­hal­ten sind. iCloud+ ent­hält auch Spei­cher­platz für die smar­te Home­kit-Kame­ra und Weg­werf-E-Mail-Adres­sen, die Nutzer:innen ein­ma­lig wäh­rend der Anmel­dung bei einem Dienst ange­ben kön­nen, von dem sie nicht dau­er­haft zuge­spamt wer­den wollen.

Beim The­ma KI liegt Apple jedoch zurück.

App­les Fokus auf Daten­schutz hat­te bis­her den Preis, dass vie­le KI-gestütz­te Diens­te auf Apple-Gerä­ten nicht so gut funk­tio­nie­ren wie ver­gleich­ba­re auf Goo­gles Android. Der Sprach­as­sis­tent Siri etwa ver­steht Befeh­le merk­lich sel­te­ner als Goog­le Assistant. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat Apple meh­re­re hoch­ran­gi­ge KI-Exper­ten des Kon­kur­ren­ten abge­wor­ben, dar­un­ter sei­nen heu­ti­gen KI-Vor­stand John Giann­an­drea oder vor weni­gen Wochen den fran­zö­si­schen Wis­sen­schaf­ter Samy Bengio.

Auch bei der Intel­li­genz sei­ner Pro­duk­te müht sich Apple sicht­lich, zu Goog­le auf­zu­ho­len. Die Fotos-App kann nun aus einem Schrift­zug in einem Bild, zum Bei­spiel dem Schild eines Restau­rants, erken­nen, wo das Restau­rant steht und den Ort in Maps anzei­gen oder eine Tele­fon­num­mer im Schau­fens­ter direkt anru­fen. Ähn­li­che Funk­tio­nen bie­tet Goog­le in Lens aber bereits an.

Der smar­te Laut­spre­cher Home­pod Mini soll zur Schalt­zen­tra­le des Smar­tho­mes wer­den. Dazu wird das Gerät in die­sem Monat in wei­te­ren Län­dern, dar­un­ter Öster­reich, ein­ge­führt und soll eine bes­se­re Sound­qua­li­tät bekommen.

Auch Siri soll in smar­te Haus­ge­rä­te von Fremd­an­bie­tern wie dem Ther­mo­stat-Her­stel­ler Eco­bee inte­griert wer­den kön­nen. Digi­ta­le Schlüs­sel für die Woh­nungs­tür kön­nen in iPho­ne oder Apple Watch abge­spei­chert wer­den. Dies ist mit den Auto­schlüs­seln für vie­le BMW-Model­le schon seit dem ver­gan­ge­nem Jahr möglich.

Zwar haben Ama­zons Ale­xa oder Goo­gles Assistant den Markt bis­her wei­ter durch­drun­gen, doch smar­te Kame­ras oder Haus­tür­schlüs­sel scheu­en vie­le Nutzer:innen noch prin­zi­pi­ell. Oft aus Angst und Unklar­heit, wozu ihre sen­si­blen Daten ein­mal ein­ge­setzt wer­den könn­ten. App­les Ruf als Daten­schutz-Kon­zern könn­te beim Wett­be­werb um das Smar­thome noch hilf­reich sein.

Es ist span­nend, mit anzu­se­hen, wie sich Unter­neh­men dem Daten­schutz widmen.

Lei­der geschieht dies nicht immer in ers­ter Linie, um die Betrof­fe­nen zu schüt­zen, son­dern wohl eher, um Konkurrent:innen die Daten vorzuenthalten.

Denn wie es so ist, sind Daten bares Geld und wahr­lich ein gigan­ti­sches Vermögen.

Also las­sen Sie sich gut beraten.

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