Meta hat auf Instagram bewusst Daten von Konteninhabern unter einem Alter von 13 Jahre gesammelt und ausgewertet. Meldungen, dass es sich dabei um Daten von Minderjährigen handelt wurden ignoriert. Demnach ergingen bereits seit 2019 mehr als 1,1 Millionen Hinweise über Konten Minderjähriger, welche auf Instagram aktiv seien. Nach entsiegelten Klagen von mehreren US-Bundesstaaten ist lediglich ein kleiner Teil davon deaktiviert worden. Stattdessen soll das Unternehmen “routinemäßig” persönliche Daten der Kinder gesammelt haben, berichtet die New York Times (NYT).
Millionen minderjährige Nutzer sind ein „offenes Geheimnis”
Dass Millionen von Nutzer:innen auf Instagram unter 13 Jahre alt sind, ist Meta wohl bekannt:
“innerhalb des Unternehmens ein offenes Geheimnis, das routinemäßig dokumentiert, rigoros analysiert und vor der Öffentlichkeit geschützt wird”
heißt es in Klageschrift gegen Meta
Anhand interner E‑Mails, Mitarbeiter-Chats und Präsentationen sind Minderjährige in dem sozialen Foto- und Videonetzwerk jahrelang begehrt und gezielt verfolgt. Dabei werden Standorte und E‑Mail-Adressen gesammelt, welches ebenfalls laut NYT aus entsiegelten Anklage hervorgeht. Meta hat es “kontinuierlich versäumt”, wirksame Systeme zur Altersverifikation zu priorisieren und stattdessen Ansätze zur Umgehung der Altersbeschränkung zu verwenden. Der Instagram-Chef Adam Mosserie hat im November 2021 dem Bericht zufolge in einem internen Firmen-Chat gesagt:
“Tweens wollen Zugang zu Instagram, und sie lügen über ihr Alter, um ihn jetzt zu bekommen.”
Instagram-Chef Adam Mosserie
In einer Aussage vor dem Senat hat er anschließend erklärt, dass Kinder unter 13 Jahren auf Instagram nicht erlaubt sind.
Hinweise auf Konten von Kindern ignoriert
Laut den eingereichten Unterlagen verfügt Meta über viele Indikatoren für minderjährige Nutzer:innen, auf dessen Plattform. Ein internes Diagramm etwa zeigt, wie das Unternehmen die tägliche Nutzung von 11- und 12-Jährigen verfolgt. Auch Hinweise auf Konten Minderjähriger, die über die Meldefunktion angezeigt sind, hat der Social-Media-Konzern ignoriert, solange diese keine Nutzerbiografie oder Fotos enthalten. So diskutierten 2019 Instagram-Mitarbeiter per E‑Mail darüber, warum vier Konten einer 12-Jährigen trotz Anfragen und Beschwerden der Mutter des Mädchens nicht gelöscht sind.
Meta nennt Altersverifikation als “komplexe Herausforderung”
Meta hat erklärt, dass die Anklage die jahrzehntelange Arbeit zur sicheren und altersgerechten Gestaltung der Online-Erfahrungen Jugendlicher “durch selektive Zitate und herausgepickter Dokumente falsch darstellt”. Die Altersüberprüfung ist eine “komplexe Herausforderung” insbesondere bei jüngeren Nutzer:innen ohne Schulausweis oder Führerschein, fügt das Unternehmen hinzu. Der Konzern erwartet vielmehr ein Bundesgesetz, welches die nötige Zustimmung der Eltern von unter 16-Jährigen bereits in den jeweiligen App-Stores einholt und so müssen Nutzer:innen ihre Geburtsdaten nicht mehr an viele verschiedene Apps weitergeben.
Der Children’s Online Privacy Protection Act (COPPA) von 1998 schreibt vor, dass Online-Dienste mit Inhalten, die sich an Kinder unter 13 Jahren richten, die überprüfbare Erlaubnis eines Elternteils einholen müssen, bevor sie personenbezogene Daten der Minderjährigen erfassen. Verstöße gegen den COPPA können mit Geldstrafen von bis zu 50.000 Dollar geahndet werden.
Im Mai 2023 verhängte die irische Datenaufsicht eine DSGVO-Strafe in Höhe von 1,2 Milliarden Euro gegen den Facebook-Mutterkonzern Meta und verpflichtet dieses zusätzlich, alle personenbezogenen Daten von EU-Nutzer:innen in Rechenzentren in der Europäischen Union vorzuhalten. Infolge des Cambridge-Analytica-Skandals musste Facebook bereits 2019 eine fünf Milliarden Dollar-Strafe zahlen.
Also lassen Sie sich gut beraten.
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