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Pra­xis­ver­wal­tungs­sys­te­me

Lese­dau­er 4 Minu­ten

In Deutsch­land erfreu­en für die Ter­min­ver­ga­be in Arzt­pra­xen soge­nann­te Pra­xis­ver­wal­tungs­sys­te­me (PVS) auch auf­grund der Coro­na-Pan­de­mie einer erhöh­ten Beliebtheit.

Doch die kas­sen­ärzt­li­che Bun­des­ver­ei­ni­gung (KBV) hat bei ihrer Ver­tre­ter­ver­samm­lung in Ber­lin dar­auf gedrängt, dass die zustän­di­gen Daten­schutz­be­hör­den drin­gend einen Blick auf die Zugriffs­mög­lich­kei­ten von Dienst­leis­tern und Por­ta­len der Pra­xis­ver­wal­tungs­sys­te­me (PVS) von Pra­xen werfen.

Dabei beton­te der KBV-Vor­stand Tho­mas Krie­del, das Hin­wei­se von nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten auf Pro­ble­me sehr ernst genom­men werden.

Daten­schutz­lü­cken

Zudem weist auch ein Gut­ach­ten von Thi­lo Wei­chert, ehe­ma­li­ger Daten­schutz­be­auf­trag­ter des Lan­des Schles­wig-Hol­stein, auf bestehen­de Daten­schutz­lü­cken hin. Dabei sieht er die Daten­schutz­be­auf­trag­ten auf Bun­des- und Län­der­ebe­ne in der Ver­ant­wor­tung für Klar­heit zu sorgen.

„Die Ver­trags­ärz­te und Ver­trags­psy­cho­the­ra­peu­ten müs­sen sich dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass die Daten in ihrem PVS sicher sind“

erklär­te Tho­mas Kriedel.

Der KBV-Vor­stand macht deut­lich, dass man die der­zei­ti­gen Signa­le zur Digi­ta­li­sie­rung aus dem Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­um (BMG) grund­sätz­lich posi­tiv bewer­tet. Aller­dings müss­ten „den Wor­ten jetzt drin­gend Taten folgen“.

Kon­kre­te Zeitvorgaben

Die kon­kre­te Zeit­vor­ga­be von BMG und Bund, wonach das elek­tro­ni­sche Rezept (E‑Rezept) bis zum Jahr 2025 Stan­dard in der Arz­nei­mit­tel­ver­sor­gung sein soll, wer­te­te Tho­mas Krie­del heu­te als ambitioniert.

„Wir brau­chen von der Poli­tik kein Wunsch­den­ken, son­dern eine intel­li­gen­te Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gie, mit wohl durch­dach­ter Umsetzung.“

Tele­ma­tik­in­fra­struk­tur

Der Erfolg der Tele­ma­tik­in­fra­struk­tur (TI) steht und fällt mit der Gematik.

„Sie braucht einen kla­ren Auf­trag und zusätz­li­che Kom­pe­ten­zen. Dazu gehört die vol­le Betriebs­ver­ant­wor­tung für die TI. Aber nicht das Ent­wi­ckeln von Apps. Das kann die Indus­trie besser“, 

so Tho­mas Kriedel.

Die kon­zep­tio­nel­le Beschrän­kung auf die E‑Re­zept-App sei wenig ziel­füh­rend, viel­mehr hät­te man schon deut­lich frü­her ande­re Über­tra­gungs­we­ge wie elek­tro­ni­sche Gesund­heits­kar­te (eGK), E‑Mail und SMS prü­fen müssen.

„Wer das E‑Rezept bei den Men­schen eta­blie­ren will, muss ihnen den Zugang so leicht wie mög­lich machen“.

beton­te Thoms Kriedel.

Kas­sen­ärzt­li­che Vereinigung

Aus die­sem Grund habe die Kas­sen­ärzt­li­che Ver­ei­ni­gung (KV) West­fa­len-Lip­pe ihre Teil­nah­me am test­wei­sen Roll-Out auch an die eGK geknüpft.

„Die für die Gema­tik-App not­wen­di­ge PIN haben nach unse­ren Infor­ma­tio­nen bis­her weni­ger als ein Pro­zent der Ver­si­cher­ten von ihrer Kran­ken­kas­se erhalten“.

so Tho­mas Kriedel.

Dabei müs­sen die Pra­xen sich also nun­mehr auch noch E‑Re­zept-fähi­ge Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten suchen, um das Pro­jekt voranzutreiben.

„Das ist ein Unding.“ 

laut Tho­mas Kriedel

Eben­so wie die Tat­sa­che, dass das Aus­stel­len des E‑Rezeptes und der elek­tro­ni­schen Arbeits­un­fä­hig­keits­be­schei­ni­gung (eAU) mit einem erhöh­ten Zeit­auf­wand und Papier­ver­brauch für die Pra­xen einhergehe.

„Uns Deut­schen hängt seit jeher der Ruf an, Welt­meis­ter in Sachen Büro­kra­tie zu sein. Die­sen Titel kön­nen wir mühe­los ver­tei­di­gen, wenn wir mit fort­schrei­ten­der Digi­ta­li­sie­rung den Papier­ver­brauch sogar noch erhöhen“.

beton­te Tho­mas Kriedel

Büro­kra­tie­kos­ten­in­dex

Der gestie­ge­ne Zeit­auf­wand las­se sich mit dem aktu­el­len Büro­kra­tie­kos­ten­in­dex (BIX) klar belegen.

Allei­ne die eAU ver­ur­sach­te einen Zusatz­auf­wand in Höhe von mehr als einer Mil­li­on Arbeits­stun­den pro Jahr in den Praxen.

„Anstatt also die Pra­xen zu ent­las­ten, hat die bis­he­ri­ge Digi­ta­li­sie­rungs­po­li­tik die Pra­xen nach­weis­lich immer noch wei­ter belastet.“

Nor­men­kon­troll­rat

Daher hat die KBV Kon­takt zum neu­en Vor­sit­zen­den des Nor­men­kon­troll­ra­tes (NKR) gesucht.

„Wir wol­len einen Digi­tal­ch­eck bei jedem ein­zel­nen Geset­zes­vor­ha­ben durch den NKR. Pro­jek­te und Maß­nah­men, die Büro­kra­tie erhö­hen, anstatt sie zu redu­zie­ren, dür­fen nicht län­ger die Norm sein“.

for­dert Tho­mas Kriedel.

Kon­nek­tort­ausch

Taten for­der­te er auch in Sachen Konnektortausch.

Krie­del äußer­te wenig Ver­ständ­nis dafür, dass die Gema­tik erst in einem Jahr Aus­sa­gen über mög­li­che Alter­na­ti­ven zum Kon­nek­tort­ausch tref­fen solle.

„Wir wol­len den Pra­xen die Sicher­heit geben, dass sie sich alter­na­tiv an Kon­nek­tor­far­men anschlie­ßen kön­nen. Dazu braucht es jedoch eine Zer­ti­fi­zie­rung die­ser Vari­an­te durch die Gema­tik und recht­li­che Klar­heit bei Daten­schutz und ‑sicher­heit.“

Der Anschluss kos­te weni­ger als die Anschaf­fung eines Kon­nek­tors, es fie­len dann jedoch Miet­kos­ten und Auf­wän­de für eine beson­ders siche­re VPN-Anbin­dung inklu­si­ve Fire­wall an, erläu­ter­te Kriedel.

„Wir wol­len hier eine geeig­ne­te Finan­zie­rungs­ver­ein­ba­rung her­bei­füh­ren. Denn aus Sicht des GKV-Spit­zen­ver­ban­des sol­len die Pra­xen die Kos­ten dafür tra­gen – das sehen wir anders“.

so Tho­mas Kriedel

Also las­sen Sie sich gut beraten.

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