Das Fediverse bezeichnet ein Netzwerk föderierter, voneinander unabhängiger sozialer Netzwerke, Mikroblogging-Dienste und Webseiten für Online-Publikation oder Daten-Hosting.
Das Wort Fediverse ist ein Kofferwort aus den englischen Begriffen „Federation“ (deutsch: Vereinigung, Bund) und Universe (deutsch: Universum).
Mit Fediverse soll es möglich sein, ein Benutzerkonto auf einer beliebigen Plattform im Fediverse anzulegen und sich darüber mit Nutzer:innen auf allen anderen Plattformen austauschen zu können, ohne dort ein weiteres Konto anlegen zu müssen.
Ermöglicht wird dies durch die einzelnen Plattformen mittels bestimmter Kommunikationsprotokolle, welche miteinander verbunden sind und so die föderierte Identität und Inhalte jeweils auf andere verbundene Plattformen und Instanzen verteilen.
Gemeint sind damit eine Reihe von Diensten für typische Social-Media-Aktivitäten: zum Beispiel Mastodon zum Versenden und Abonnieren von Kurznachrichten – ähnlich wie bei Twitter – oder PeerTube zum Veröffentlichen von Videos.
Damit soll ein Social-Media-Universum entstehen, das die negativen Folgen der Zentralisierung und Kommerzialisierung vermeidet und möglichst Datenschutzkonform handelt.
Wie funktioniert das Fediverse
Bei den unterschiedlichen Angeboten des Fediverse handelt es sich zunächst einmal um Software.
Im Fall von Mastodon zum Beispiel um ein Programm, mit der man einen Kurznachrichtendienst ähnlich wie Twitter betreiben kann.
Diese Software ist quelloffen. Das bedeutet, jeder und jede kann den Programm-Code lesen und nutzen.
Wer möchte, kann sich damit einen eigenen Mastodon-Server einrichten – mit dem Ergebnis, dass es nicht einen einzigen Mastodon-Betreiber gibt, sondern tausende davon.
In der Fediverse-Welt spricht man bei diesen einzelnen Betreibern und Betreiberinnen von einzelnen „Instanzen“.
Dadurch gibt es niemanden, der für alle Nutzer:innen die Regeln diktieren kann, wie das etwa bei Facebook oder Twitter der Fall ist.
Das bietet Fediverse
Die Nutzer:innen verschiedener Instanzen eines Dienstes können miteinander in Kontakt sein.
Das ist in etwa vergleichbar mit E‑Mail-Anbietern: auch hier müssen die Beteiligten nicht alle beim selben Anbieter registriert sein, können aber dennoch untereinander kommunizieren.
Oft funktioniert das sogar über verschiedene Dienste hinweg, so kann man mit einem Mastodon-Konto auch beispielsweise einem Konto bei PeerTube folgen.
Ein paar Plattformen des Fediverse
- Mastodon / Pleroma / GNU Social: Micro-Blogging Dienste (ähnlich wie Twitter)
- PeerTube: Anschauen und Veröffentlichen von Videos (ähnlich wie YouTube)
- Friendica / Diaspora: Soziale Neztwerke (ähnlich wie Facebook)
- PixelFed: Ansehen und Austauschen von Bildern (ähnlich wie Flickr, Instagram)
- WriteFreely / WordPress: Blogging-Dienste, ins Fediverse integrierbar
- Funkwhale: zum Streamen und Tauschen von Musik
- Nextcloud: Cloud-Dienst zum Selbsthosten, ins Fediverse integrierbar
Dies ist nur eine Auswahl der bekannteren Dienste.
Zahlreiche weitere sind beispielsweise bei fediverse.party aufgelistet.
Wie viele Instanzen und Nutzer:innen das Fediverse hat, weiß niemand – schließlich gibt es keine zentrale Meldestelle.
Es gibt aber verschiedene Ansätze, das neue Universum zu kartografieren – besonders schön und anschaulich umgesetzt zum Beispiel auf auf www.fediverse.space.
Kennt man keine Namen, klickt man einfach auf die Sterne und erhält dann Informationen zu der jeweiligen Instanz.
Vorteile des Fediverse
Das Fediverse bietet also eine Alternative zu Diensten wie Facebook, YouTube, Twitter und Co., die sich durch ganz andere Eigenschaften auszeichnen:
Kommerzielle Anbieter:innen halten ihre Nutzer:innen im jeweiligen Dienst „gefangen“.
Eine Kommunikation über Plattform-Grenzen hinweg ist nicht gewünscht und selten möglich.
Damit kann sich keine Konkurrenz etablieren und es gibt keine Wahlmöglichkeiten.
Durch seine dezentrale und gleichzeitig miteinander kompatible Struktur hat das Fediversum ein Stück weit einen Weg gefunden, vom Netzwerkeffekt zu profitieren, ohne dass sich dabei Monopole bilden.
Der Haken am Fediverse
Gewinn lässt sich mit dieser Struktur kaum machen.
Damit fallen nachteilige Effekte wie Werbung und Datensammelei zwar weg – auf Dauer könnte damit aber auch ein Anreiz fehlen, Fediverse-Angebote zu betreiben.
Momentan finanzieren sich die verschiedenen Angebote in der Regel aus Spenden.
Nicht selten zahlen Betreibende von Instanzen jedoch auch finanziell drauf, obwohl sie bereits die ganze Arbeit der Serververwaltung zu bewältigen haben.
Die Schattenseite des Fediverse
Im Juli 2019 trat “Gab” dem Fediverse-Universum in Form einer Mastodon-Instanz bei.
Gab war bis dahin eine eigenständige Plattform, die für ihr rechtsextremes Publikum bekannt ist.
Gab bildet seit seinem Beitritt die mitgliederstärkste Instanz auf Mastodon.
Damit muss sich die Fediverse-Bewegung mit der Schattenseite des föderalen Konzeptes auseinandersetzen.
Wie aber umgehen mit Mitgliedern, die radikal von der Gründungsidee abweichen und Hass propagieren, ohne dabei Pluralität und Meinungsfreiheit einzuschränken?
Die Mastodon-Entwickler haben sich in einem Blogpost eindeutig zu dem Gab-Beitritt positioniert.
Viele Instanzen blockieren die Gab-Instanz mittlerweile, in den Apps Tusky (Android) und Toot! (iOS) ist Gab nicht mehr erreichbar.
Ganz im Sinne des Föderations-Gedankens bleibt die Entscheidung über den Umgang mit dem neuen Mitglied aber jeder einzelnen Instanz überlassen.
Also lassen Sie sich gut beraten.
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