Digitales Arbeiten stellt viele Unternehmen vor eine extrem große Herausforderung.
Nicht nur durch die eingesetzte Technik, denn ein viel schwerer zu beherrschendes Risiko ist der Mensch bzw. die Mitarbeitenden.
Umso besser, wenn dieser einfach nur angestupst wird, um beim Umgang mit personenbezogenen Daten den Datenschutz besser zu beachten.
Diesem ehrgeizigen Unterfangen des „genudged“ (zu deutsch angestupst) werdens in der Arbeitswelt hat sich nun ein ehrgeiziges Projekt gestellt.
Nudging Privacy in der digitalisierten Arbeitswelt
Das Projekt geleitet von Dr. Andreas Janson vom Fachgebiet Wirtschaftsinformatik der Universität Kassel soll genau dies bewirken.
„Obwohl wir genau wissen, wie viele Daten wir täglich rausgeben, machen wir von selbst nichts dagegen.“
so Dr. Andreas Janson
Dazu gibt es nun ein Baukastensystem mit potentiellen Nudge Lösungen für digitale Unternehmens-Tools.
„Die Lösungen sind oft einfach, ihre technische Umsetzung unkompliziert, aber der Einfluss solcher Gestaltungsoptionen kann enorm sein“
erklärt Dr. Andreas Janson
Es können hierzu zum Beispiel Datenschutzkonforme Einstellungen mit Signalfarben markiert oder Videokonferenzen so voreingestellt werden, dass der Hintergrund einer Person standardmäßig nicht mehr zu sehen ist.
Ähnliche Systeme existieren bereits.
Am wohl leidlich bekanntesten ist das Einverständnis zu Cookies, welches beim Besuch einer Seite erscheint.
„Cookie-Banner haben oft Farbelemente, die die Option — alle Cookies annehmen — besonders herausstellen. Nach unserer Auffassung sollte jedoch das Ablehnen hervorgehoben oder zumindest gleichwertig gestaltet werden. Die Voreinstellungen sollten so sein, dass alle Cookies zunächst deaktiviert sind und aktiv ausgewählt werden müssten.“
so Projektbeteiligte Sabrina Schomberg vom Fachbereich Öffentliches Recht, IT-Recht und Umweltrecht der Universität Kassel
Dr. Andreas Janson ergänzt:
„Ist etwas voreingestellt, nicken User dies oft einfach ab. Wir nutzen dieses Verhalten für positive Zwecke und zum Schutz der Privatheit.“
Neben technischen Fragen befasste sich das Projekt auch mit Fragen ethischer und rechtlicher Natur.
Keine Angst vor einer schlechten Entscheidung
„Jeder Mensch darf auch schlechte Entscheidungen treffen und so beschäftigten wir uns mit dem Problem der Bevormundung“
so Sabrina Schomberg
Da Art. 25 Abs. 2 DSGVO zu datenschutzfreundlichen Voreinstellungen verpflichtete, versteht sich das Projekt als Hilfe zur Umsetzung dieser Forderung.
Dabei ist den Projektbeteiligten wichtig, dass Nutzenden dennoch die Möglichkeit bleibt, Einstellungen zu ändern.
Förderung durch das BMBF
Gefördert vom BMBF mit ca. 1,23 Millionen Euro.
Die Umsetzung erfolgte durch die Universität Kassel, vertreten durch das koordinierende Fachgebiet Wirtschaftsinformatik und das Fachgebiet Öffentliches Recht, IT-Recht und Umweltrecht, die Lyncronize GmbH sowie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und Future Work Lab.
Es beleibt zu hoffen, dass dennoch der Mensch nicht einfach nur auf Annehmen klickt, wie es vielleicht der ein oder andere bereits bei der Einwilligung der Cookienutzung macht.
Also lassen Sie sich gut beraten.