Am Donnerstag hat der Bundestag eine Reform des Infektionsschutzgesetzes beschlossen, in der die Corona-Warn-App explizit als Möglichkeit zum Contact-Tracing benannt ist.
In Anbetracht dessen, dass die Corona-Warn-App der Luca-App schon immer überlegen war, ist das absolut der richtige Schritt.
Die Corona-Warn-App ging am 16. Juni 2020 an den Start.
Als Contact-Tracing-App, die Risikobegegnungen erfasst und Nutzer:innen im Fall der Fälle warnt – unter Gewährleistung vollständiger Anonymität.
Dieser Fokus auf den Datenschutz ist vielfach kritisiert.
Im Oktober 2020 bezeichnete CSU-Ministerpräsident Markus Söder die von SAP und Telekom für bis heute 67,45 Millionen Euro entwickelte Corona-Warn-App (CWA) etwa als “zahnlosen Tiger”.
Andere benannten sogar erst vor kurzem noch den Datenschutz und die auf Freiwilligkeit basierende Nutzung neben der fehlenden Verbindung zu den Gesundheitsämtern als einen der ausschlaggebenden Gründe für deren um bis zu 50 Prozent verminderte Wirksamkeit.
Die Corona-Warn-App ist in einem Stadium gelauncht worden, in dem sie nicht einmal als Minimum Viable Product getaugt habe.
Auf Deutsch heißt das, sie habe nicht funktioniert.
In der Folge hätten sich problembehaftete Alternativen wie die Luca-App breitgemacht.
Richtig ist:
Entwickelt ist die Corona-Warn-App vorrangig als Contact-Tracing-Instrument, was von Beginn funktioniert hat.
Richtig ist auch, dass die Corona-Warn-App zum Launch-Zeitpunkt der Luca-App über keine Checkin-Funktion verfügt hat.
Bei der Luca-App standen von Anfang an die Checkin-Funktion und die Verbindung mit den Gesundheitsämtern im Fokus.
Die Folge:
13 Länder kauften im Angesicht der für den Sommer erwarteten Lockerungen der Corona-Maßnahmen Nutzungsrechte an der Luca-App.
Die vom Deutschrapper Smudo beworbene Software eines bis dato unbekannten Startups wurde zum De-facto-Standard für den verpflichtenden Checkin in der sich langsam wieder öffnenden Gastronomie und bei Events.
Nicht zuletzt passierte das aufgrund der prominenten Unterstützung bei der Vermarktung der App.
Auch die CWA hat eine Checkin-Funktion
Dass die Corona-Warn-App (CWA) im Mai 2021 ebenfalls mit einer Checkin-Funktion dienen konnte, interessierte gefühlt so gut wie niemanden.
Abgesehen von ein paar Sicherheitsexpert:innen auf Twitter, die das Feature gut hießen und dafür plädierten, die mangelhafte, datenintensive und zudem der Zettel- und Stift-Methode kaum überlegene Luca-App doch endlich zu ignorieren.
Seit Oktober 2021 kann die Corona-Warn-App auch die QR-Codes der Luca-App scannen.
Damit dürfte das einzige Argument, das jemals für eine Nutzung der Luca-App sprach – nämlich, dass wer am gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollte, quasi gezwungen war, die App zu nutzen, weil einfach überall ein Luca-Code klebt – hinfällig sein.
Würde Luca obsolet, wäre das doppelt gut.
Sollte die Corona-Warn-App die Luca-App aufgrund der Gesetzesreform tatsächlich ablösen, wäre das doppelt gut.
Zum einen sind dann die Gesundheitsämter entlastet:
Mit der Luca-App stehen sie im Zentrum der Kontaktnachverfolgung.
Die Mitarbeiter:innen der Ämter müssen die Besucher:innen einer Veranstaltung im Fall einer Infektion quasi „händisch“ warnen.
Weil die Gesundheitsämter überlastet sind, kommt es aber offenbar öfter vor, dass zu spät, oder gar nicht gewarnt wird.
Die Corona-Warn-App lässt die Gesundheitsämter außen vor.
Sie warnt, wenn sich ihr:e Nutzer:in lange genug in der Nähe einer infizierten Person aufgehalten hat, oder wenn bei einer Veranstaltung eingecheckt wurde, bei der auch Infizierte anwesend waren.
Zum anderen würde es wahrscheinlich dazu führen, dass mehr Menschen die Corona-Warn-App nutzen, was die Kontaktnachverfolgung verbessern würde.
Der eine Punkt, in dem die Corona-Warn-App dann noch kritisiert werden muss, ist, dass sie den Nutzer:innen im Fall einer roten Warnung zu wenig Hilfestellung gibt.
Also lassen Sie sich gut beraten.