Bargeld ist für viele Menschen nicht nur eine haptische Verbindung zum Zahlungsmittel, sondern auch ein Sicherheitsgefühl. Zum einen verschafft es Unabhängigkeit und sichert zugleich eine vermeintliche Freiheit. Zudem bieten Münzen und Scheinen eine Anonymität und Schutz vor Negativzinsen. Aber mit einer Abschaffung wird auch die Hoffnung gegen Drogenhandel, Geldwäsche und Korruption verbunden.
Anonyme Zahlungsform
Der Handel mit Bargeld sorgt seit dessen Einführung im Handel für Anonymität und Selbstbestimmtheit der Bürger:innen. Da eine Nachverfolgung des Bargeldflusses quasi unmöglich ist. Daher bleiben private Zahlungsanbieter oder auch der Staat dabei im Unwissen über das persönliche Konsum- und Kaufverhalten. Die EU augmentiert nun genau mit dieser fehlenden Nachverfolgbarkeit für eine Obergrenze von Bargeldzahlungen und so sollen zukünftig EU-weit Käufe in Höhe von mehr als 10.000 Euro nicht mehr bar zahlbar sein.
Regelung durch die EU
Diese noch nicht verabschiedete EU-Neuregelung ist Teil eines größeren Anti-Geldwäsche-Pakets, welches in Deutschland für Diskussionen sorgt. Die Bundesrepublik gehört noch zu den EU-Ländern, welche keine Obergrenze für Bargeld beschlossen hat. Neun von 27 Staaten, darunter Estland, Finnland, Luxemburg oder Österreich, schreiben ebenfalls keine gesetzliche Höchstgrenze für Bargeldzahlungen vor. Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht Einschränkungen beim Bargeld und den dadurch entstehenden Wert als gering. Vielmehr sei es eine unnötige Freiheitseinschränkung, deren Nutzen für die Kriminalitätsbekämpfung gering sei. Einige SPD-Politiker vertreten jedoch den Standpunkt:
„Bislang ist die fehlende Grenze in Deutschland einer der vielen Gründe dafür, warum unser Land für Geldwäscher aus aller Welt so attraktiv ist“
Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler
Bargeld abschaffen
Laut Kriminalbehörden gilt Deutschland scheinbar tatsächlich als attraktiver Rückzugsort der organisierten Kriminalität und diese nutzt für die Geldwäsche mit Bargeld Spielautomaten, Immobilien und undurchsichtige, weltweite Firmennetzwerke. Schätzungen gehen hier von 100 Milliarden Euro aus, die jedes Jahr aus kriminellem Geschäft in die deutsche Wirtschaft fließen. Bargeld oder fehlende Zahlungsobergrenzen sind aber wohl nicht hauptverantwortlich für das Aufkommen von Geldwäsche.
Deutschland belegt im Anti-Money-Laundering-Index 2023 des Basel Institute on Governance, der Länder nach dem Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bewertet, auf Platz 120 von 152. Damit rangiert die Bundesrepublik neun Plätze hinter Italien, welches eine Obergrenze für Barzahlungen von 5 Tsd. € vorschreibt. Das geringste Risiko für Geldwäsche liegt der Studie zufolge in Island, gefolgt von Finnland und Estland. In allen drei Ländern gibt es jedoch keine gesetzliche Höchstgrenze für Bargeld. In der Debatte über ein mögliches Ende des Bargelds wird auch häufig der digitale Euro genannt. Seine Einführung prüft der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 2023. Er soll Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen, heißt es vonseiten der EZB. Nach den Plänen der Zentralbank wären mit der Digitalwährung auch Offline-Zahlungen auf Smartphones ohne Internetverbindung möglich. Von Endgerät zu Endgerät, ohne Abwicklung über eine Bank.
Datenschutz
Dabei ist der Datenschutz mit dem einer Zahlung in Bargeld vergleichbar, so die EZB. Das Euro-System hat keinen Zugriff auf personenbezogene Daten und kann anhand der Zahlungen auch keine Rückschlüsse auf einzelne Personen ziehen. Aber an dieser Anonymität von digitalen Offline-Zahlungen gibt es Zweifel.
So meldete etwa der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA) bereits Bedenken an. Der EDSA warnt mitunter vor einer möglichen Rückverfolgung aller Transaktionen im digitalen Euro. Ziel muss es sein, dass Zahlungen bis zu einem gewissen Schwellenwert komplett anonym getätigt werden können.
Also lassen Sie sich gut beraten.